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Seit den frühen 60er Jahren war Rod Stewart im Geschäft, hatte sich bei Gruppen wie Jimmy Powell & The Dimensions, Long John Baldrys Begleitband Hoochie Coochie Man, Steampacket und bei der Jeff Beck Group die Kehle heiser gesungen bzw. einen guten Namen gemacht. 1969 holte ihn sein Freund Ron Wood zu den Small Faces, die nach dem Ausstieg von Steve Marriott einen neuen Sänger suchten. Die Gruppe nannte sich nur noch The Faces und spielte einen gepfefferten Rock. Sein Vertrag mit der Gruppe erlaubte es ihm, parallel zu seiner Tätigkeit bei den Faces eine Solokarriere zu starten. Seine erste, 1969 erschienene Solo-LP An Old Raincoat Wont Ever Let You Down stieß zwar auf wohlwollende Kritiken seitens der schreibenden Zunft, wurde aber vom Publikum weitesgehend ignoriert. LP Nummer 2 Gasoline Alley dagegen kam schon besser an und bescherte Rod den ersten Achtungserfolg. Der ganz große Durchbruch als Solist gelang ihm 1971 mit Album Nummer 3 Every Picture Tells A Story und der daraus ausgekoppelten Single Maggie May. Sowohl in England als auch in den Vereinigten Staaten kamen LP und Single auf Platz 1 der jeweiligen Hitparaden. Allein in den USA bescherte ihm Every Picture Tells A Story drei goldene Schallplatten. Der Erfolg dieser LP kommt nicht von ungefähr, bietet Rod in den insgesamt 9 Titeln eine sehr gelungene Mischung aus kernigen Rockern und einschmeichelnden Balladen (wobei die Balladen dominieren). Das hier keine Stümper am Werk waren, zeigt schon ein Blick auf die Liste der Musiker: Neben seinen beiden Faces Kumpels Ron Wood (Gitarre, Baß) und Ian McLagan (Keyboards) spielen noch Martin Quittenton (Gitarre bis 1974 schrieb er gemeinsam mit Rod viele der großen Hits), Danny Thompson (Baß), Andy Pyle (Baß), Dick Powell (Violine), Mick Waller (Schlagzeug) und die fabelhafte, leider stets unterbewertete Maggie Bell als Background-Sängerin. Ob Rod Fremdkompositionen wie Seems Like Yesterday (vom Tom Anderson, den Rockklassiker Thats All Right (von Arthur Crudup),das Traditional Amazing Grace, Tommorow Is A Long Time (von Bob Dylan), (I Know) Im Losing You (von Eddie Holland, Lamont Dozier und Brian Holland), den Tim Hardin Klassiker Reason To Believe oder eigene Kompositionen wie Every Picture Tells A Story, Henry, Maggie May und Mandolin Wind zum Besten gibt, alles klingt wie aus einem Guß. Gerade in den Fremdkompositionen zeigt Rod sein wahres Talent, bietet er nicht die üblichen Coverversionen, sondern drückt den Stücken seinen ganz eigenen Stempel auf, so, daß sie klingen, als wären sie brandneu und extra für ihn geschrieben worden. Das beste Beispiel dafür ist der Tim Hardin Klassiker Reason To Believe. Von diesem Stück gibt es mittlerweile unzählige Versionen, aber keine davon, auch nicht das Original, können es mit Rods Version aufnehmen. Als Single B-Seite hatte Reason To Believe wesentlichen Anteil am Erfolg von Maggie May. Every Picture Tells A Story machte Rod quasi über nacht zum Superstar, einen Status, den er bis heute inne hat. Wer einmal das Frühwerk eines aufstrebenden Superstars kennenlernen möchte, der macht mit diesem grandiosen Album einen guten Griff. Wer nur die mäßigen Werk des Rod Stewart kennt, die ab Mitte der 80er Jahre veröffentlicht hat, der wird beim Anhören dieses Albums feststellen, daß Rod früher einmal verdammt gute Musik gemacht hat. Meines Erachtens ist Every Picture Tells A Story neben Atlantic Crossing aus dem Jahre 1975 sein bestes Werk.