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Mark Knopfler ist wieder da! Das neue Album "Get Lucky" behält den Stil seiner letzten Alben bei. Slow Rock, Folk und ein Schuss Blues, teilweise gepaart mit den unverkennbaren irisch-schottischen Einflüssen aus seiner Heimat geben dieser Platte den bereits gewohnt bewährten Mark Knopfler Sound der letzten Jahre. Mark hat sein Plektrum wieder zurseite gelegt und ist zum guten alten Fingerzupfen an der Gitarre zurückgekehrt. Und das Akkordeon darf bei den meisten Songs natürlich auch nicht fehlen.
Weit entfernt von der Stilrichtung der Dire Straits hat sich Mark in seinen späteren Jahren hin zur ruhigen Musik entwickelt. Mit Dire Straits-Rock haben die letzten Alben allesamt fast nichts mehr zu tun gehabt. Auch wenn sich Mark immer noch jung fühlt, wie er in einem Interview zugibt; die wilden Jahre sind lang vorbei, und er besinnt sich auf das, was er am besten kann: Geschichten über Gott und die Welt zu erzählen, und diese musikalisch zu untermalen. Aufmerksame Zuhörer und Fans haben dies schon lange bemerkt.
Sein größtes Plus: er muss sich absolut niemandem mehr beweisen und macht die Musik, die ihm gefällt, mit der er sich wohl fühlt.
Das Album "Get Lucky" ist meiner Meinung nach sein zweitbestes Soloalbum nach "Sailing To Philadelphia", auf jeden Fall eine Steigerung seit "Kill To Get Crimson", welches auch seine guten Momente hatte, jedoch leider auch das ein oder andere schwache Lied. 11 Songs verzaubern den Zuhörer, von zuckersüßen Melodien wie in "Monteleone" bis hin zum flötenbetonten "Piper In The End", welches das Album beendet.
Vorneweg - "Get Lucky" hat keine schwachen Songs. Es ist ein Album zum Träumen, genau richtig für die kühlen Abende des anstehenden Herbsts, oder zum Einschlafen für nebenbei.
Zu den einzelnen Songs:
Border Reiver ******
Der perfekte Song um dieses Album zu eröffnen und dem Zuhöher zu zeigen, in welche Richtung es geht. Der schnellste Song des Albums. Unter Einsatz seiner unverkennbaren Melodien mit Flöten- und Akkordeoneinsatz sowie Streichereinflüssen erzählt uns Mark eine kleine Geschichte aus der Ich-Perspektive über einen ehemaligen Albion-Truckfahrer, welcher sich an die vergangenen Tage erinnert.
Hard Shoulder ****
Für mich der schwächste Song des Albums und der einzige mit "nur" 4 Sternen, was aber nicht heißt, dass er schlecht ist. Ein Mid-Tempo Blues mit angenehmer warmer Knopflerstimme, für zwischendurch genau das Richtige.
You Can't Beat The House *****
Wie man es am Titel schon erahnen kann, ist es wieder ein Song über eine dieser Lebensweisheiten, wie sie Mark gerne schreibt. Überall findet man Leute, die der Meinung sind, sie können Casinos (bzw. im weiteren Sinne des Songs den Gastgeber) in ihrem eigenen Haus bezwingen und als Gewinner aussteigen. Dabei vergessen sie ganz, dass immer nach den Regeln des Anderen gespielt wird. Ganz trocken im Live Blues Stil bringt Mark diesen Leuten bei, dass es aussichtslos ist, "das Haus" in die Knie zu zwingen.
Before Gas and TV ******
Einer der stärksten Songs des Albums und für mich der legitime Nachfolger von "Brothers in Arms", vor allem die ersten gezupften Gitarrentöne erinnern stark an den Klassiker. Der Song erzählt über eine Vergangenheit, die für die meisten von uns unvorstellbar ist - eine Zeit ohne Fernsehen und Gas bzw. Heizung und Strom. Passend dazu die ersten Zeilen mit "Before gas and TV / Before people had cars / We'd sit round the fires / Pass around a guitar". Traumhaft schön und wird auf diesem Album nur vom zuckersüßen, fast schon kitschigen "Monteleone" übertroffen.
Monteleone ******
Auch wenn der Songtitel zunächst eher an ein italienisches Dorf erinnert, hat er damit rein gar nichts am Hut. Das Lied handelt von einem Mandolinenbauer namens Monteleone, der sein Handwerk beherrscht, beim Volk anerkannt und sehr erfolgreich ist. Und wenn es hier schon um Mandolinen geht, darf die Mandoline selbst im Lied natürlich auch nicht fehlen. Die zusätzlichen Klaviertöne und Marks sanfte Erzählerstimme machen den Song zu einem echten Ohrenschmaus und verleihen ihm den weiter oben schon angesprochenen zuckersüßen Klang. Der Anfang erinnert sehr an Filmmelodien, wie man sie aus älteren Schwarzweißfilmen kennt.
Cleaning My Gun ******
Der einzige Song auf "Get Lucky", in dem man noch ein paar Elemente aus Dire Straits Zeiten findet. E-Gitarren im Midtempo und Schlagzeug begleiten ein Kriegsveteranen, welcher überlebt hat und aus heutiger Zeit nun über die Vergangenheit und seine Erlebnisse erzählt.
The Car Was The One *****
Der Song erzeugt wieder das Feeling von "Speedway To Nazareth", auch obgleich der ähnlichen Thematik, und könnte durchaus die Fortsetzung des besten Songs auf "Sailing To Philadelphia" sein. Wie man am Titel schon erkennt, ist es wieder eine Geschichte, wie sie viele schon erlebt haben - es geht um das eine Auto, welches man am liebsten nie wieder hergeben und bis an sein Lebensende fahren möchte. Der Song besitzt einen sehr starken Touch von "We Can Get Wild" vom Vorgängeralbum.
Remembrance Day ******
Der Remembrance Day (auch Poppy Day in Anlehnung an die Mohnblumen bei den Kriegsfeldern in Flandern), im englischsprachigen Raum am 11. November jeden Jahres, soll an die gefallenen Veteranen des ersten Weltkrieges erinnern. Mark erzählt uns wieder einmal eine Geschichte aus seinem schier unerschöpflichen Repertoire und der Kinderchor im Hintergrund rundet den Song zu einem der Highlights des Albums ab.
Get Lucky *****
Der Titelsong ist nicht unbedingt einer, der hier aus dem Album hervorsticht; jedoch ein solider Song mit einer schönen Geschichte, dezent begleitet von Marks schönem Gitarrenzupfen. Vor allem die ersten zwei Zeilen "I'm better with my muscles / Than I am with my mouth" verleiten mich immer wieder zu einem kleinen Schmunzeln, treffen sie doch auf so viele Leute zu.
So Far From The Clyde *******
Der eindeutig beste Song des Albums. Clyde ist der Fluss welcher Glasgow durchfließt, und der Song handelt entsprechend von einem Schiff, welches seinem "Heimatfluss", der Clyde, entflieht um die Welt zu erkunden. Natürlich mit Besatzung, der Song ist aber aus der Sicht des Schiffes geschrieben. Erinnert an "Madame Genevas", ein typisches Seemannslied, perfekt für Hafentavernen, aber zum Augen schließen und träumen genauso gut geeignet.
Piper To The End ******
Toller Song zum Abschluss. Dass hier die Flöte zum Einsatz kommt, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Wieder mal musste ich bei den Anfangszeilen schmunzeln: "When I leave this world behind me / To another I will go / And if there are no pipes in heaven / I'll be going down below" ließ mich mit einem "Typisch Mark"-Grinser hängen. Der Song rundet das Album schön ab und ich persönlich freue mich jetzt schon auf das nächste Album, auf dem Marks aktuelle Stilrichtung sicher fortgesetzt wird.
Zunächst jedoch ist der 3. Juli 2010 ein Fixtermin in der Wiener Stadthalle :-)
Laatst gewijzigd: 26/09/2009 22:29